Donnerstag, 9. Januar 1997, Bonn (Klangstation)
In die Klangstation, günstig direkt am Bad Godesberger Bahnhof gelegen, passen vielleicht 250 Leute. Als die Formation VIVISECTION gegen 20.15 Uhr die Bühne betrat, waren vielleicht 60 anwesend. Wer noch nicht da war - um das direkt vorwegzunehmen - hat auch nicht allzuviel verpaßt. Vier Musiker im gehobenen Teenager-Alter gaben mehr oder weniger durchschnittlichen Death Metal zum Besten, der mit recht vielen Breaks und einigen Grindcore-Passagen gesegnet und im Großen und Ganzen direkt nach dem Ende des Sets schon wieder vergessen war. "Für ihr Alter eigentlich ganz okay" meinte mein Kumpel Hacker, aber lediglich eine SIX FEET UNDER-Coverversion, der Abschlußtrack "Vengeance" und ein recht melodischer, fast schon als Ballade durchgehender Song blieben ein wenig hängen. Hinzu kommt, daß außer ein paar wehenden Haaren wirklich null Bewegung auf der Bühne war. Die Jungs müssen also schon noch ein wenig üben, aber - siehe oben - sie haben ja auch noch Zeit dazu.
Nach einer kurzen Umbaupause - alle drei Bands spielten über dieselbe PA und dasselbe Schlagzeug - ging's weiter mit SYRE. Trotz der beengteren Platzverhältnisse - dank des zweiten Gitarristen befand man sich nun mit fünf Mann auf der Bühne - war nun an Stageacting deutlich mehr los. Auch SYRE spielen Death Metal, jedoch wesentlich ausgereifter als VIVISECTION. Leider kenne ich keinen einzigen ihrer Songs, aber der Auftritt hat mir recht gut gefallen, und ich denke, man wird von den Jungs noch hören.
Als letzte Band des Abends kamen die AARDVARKS - das ist Africaans und heißt übersetzt Erdferkel - die man wohl ohne Übertreibung als die Bonner Death Metal-Band schlechthin bezeichnen kann. Los ging's mit dem wohl mehr als Intro zu bezeichnenden "Rise Raw" vom "Eyes"-Demo, und im folgenden bot die Band ihr mehr oder weniger gesamtes Repertoire dar - zumindest hat niemand einen bestimmten Song vermißt. Bei einer Nummer mit balladesken Parts bewies Frontmann Guido, daß er auch singen kann. Ansonsten entpuppten sich eine Death Metal-Version von "Ace Of Spades" sowie (natürlich) "Merry-Go-Round" als die Highlights des Gigs. Bei letzterem kam das Dudelsack-Intro nicht vom Band, sondern man plazierte eigens dafür einen Dudelsackspieler auf der Bühne, der dann auch einen extra Applaus bekam. Ein besonders hervorzuhebender Punkt bei den AARDVARKS ist auch noch der optische Gegensatz zwischen den Musikern. Leadgitarrist Andreas ist ein ziemlich schmales Hemd, bewegt sich auf der Bühne quasi überhaupt nicht und scheint die ganze Zeit nur auf sein Gitarrenspiel konzentriert zu sein, während der neue Basser Sven den Kopf bis auf zwei kleine Hörnchen rasiert hat und auf der Bühne so richtig geil hardcoremäßig rumspringt, als habe er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Kommt gut!
Alles in allem ein durchaus gelungenes Konzert, bis auf die etwas dürftige Beleuchtung. Die Metal-Party, die anschließend noch stattfinden sollte, war dagegen ein Flop, da aufgrund des Wochentags nahezu alle Anwesenden den Ort um Mitternacht verlassen hatten und unholy DJ Hacker, wie er sich selber gerne nennt, seine CDs wirklich nur noch für eine Handvoll Leute auflegte.
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