Montag, 23. Juni 1997, Bonn (Carpe Noctem)
Zwei Bands für schlappe acht Märker, da kann man eigentlich nichts sagen. Nur wußte ich in dem Moment, in dem ich das Bonner Carpe Noctem betrat, noch gar nicht, daß hier heute abend zwei Bands spielen sollten. Ich war hier, um mir die NO LIMITS anzusehen, eine Band, deren Stil weder Hard Rock noch Heavy Metal ist, sondern eher normaler Rock, mit Anleihen aus allem möglichen anderen, etwa Blues. Das Besondere an dieser Band ist jedoch, daß ich ihre Musik trotzdem gut finde und außerdem die Bandmitglieder (bis auf den Drummer vielleicht) alle näher kenne. Bassist Toaster ist vielen vielleicht auch als Basser der reformierten CUTTY SARK bekannt. Das Besondere an dem heutigen Auftritt ist, daß es der letzte dieser Band sein sollte (mal abgesehen von irgendeinem Dorffest, auf dem sie - Gerüchten zufolge - wohl auch noch einmal spielen werden).
Einlaß war wohl um neun, los ging's um kurz nach zehn auf einer recht
kleinen und nur mäßig beleuchteten Bühne und dazu noch mit
einem ziemlich miesen und viel zu lauten Sound. Am Anfang hörte man nur
Keyboards, Drums und ein dumpfes Grummeln, das mit dem Gesang von
Frontfrau Kirsten "Kiki" Suchatski nur wenig zu tun hatte. Zum
Glück besserte sich die Qualität des Sounds doch recht schnell
(Kompliment an den Mixer), nur an der Lautstärke änderte sich nichts.
Vielleicht war das auch der Grund dafür, daß die ersten Reihen
relativ leer blieben. Vielleicht war dafür auch die insgesamt relativ
geringe Zuschauerzahl von etwa 60 Nasen verantwortlich. Aber die, die da
waren, bekamen doch zumindest die Highlights der Band geboten, darunter
"Losing", "Secret Love" oder - im späteren Verlauf
des Auftritts - das balladeske "Getting Clear".
Zwischenzeitlich bewies die Band auch noch Improvisationsvermögen, als
ein Mikro ausfiel und man das Gesangsmikro des Gitarristen kurzerhand
umfunktionierte, um den Sound des Gitarrenverstärkers abzunehmen. Gegen
Mitte des Sets wechselten Keyboarderin Karin und Sängerin Kiki mal eben
die Plätze, und Fans der Band wußten, daß als nächster
Song "Survive" anstand, das von den beiden Frauen diesmal ohne
Begleitung durch den Rest der Band vorgetragen wurde und bei den meisten
- zumindest bei meinereiner - wieder für eine Gänsehaut gesorgt
haben dürfte. Auch ein neues Stück namens "Where To Go"
wurde gespielt, bevor man nach insgesamt drei Zugaben mit dem letzten Titel
"Let's Stop To Fight" die Bandhistorie beschloß.
Ein bißchen Wehmut war schon bei der ganzen Geschichte dabei, galt es
doch nun, immerhin sieben Jahre Bandgeschichte ad acta zu legen, in denen
die Bandmitglieder eigentlich eine große Familie darstellten. Oder wie
Kiki sich ausdrückte: sieben Jahre, in denen "... jeder bei jedem
gewohnt hat, wir zusammen am Strand oder im Heu oder sonstwo gepennt
haben ...", was bei dem ein oder anderen auch ein Schmunzeln hervorrief.
Der Vollständigkeit halber will ich hier auch noch die Hauptband ALWAYS ULTRA erwähnen, die gegen halb eins die Bretter betrat. Positiv ist hierbei der von Beginn an bessere Sound als bei NO LIMITS zu vermerken, wie auch die Tatsache, daß zumindest der Sänger sowohl stimmlich als auch von der Stage-Performance her alles gab, was drin war, wie ein Wahnsinniger auf der Bühne rumturnte, dabei quietschte, kreischte und schrie, was das Zeug hielt. Sehr gut, der Mann. Negativ ist jedoch die Musik selbst: stinklangweiliger Hardcore-Metal mit leichtem Rap-Metal-Einschlag. War vielleicht was für PANTERA-Fans und all die anderen tough guys, aber nicht für mich. So verließ ich dann auch nach einer weiteren halben Stunde den Ort des Geschehens.
Zum Thema Carpe Noctem ist zu sagen, daß die Bierpreise okay sind, ich aber zwei Mark Pfand für ein Weizenbierglas total albern finde. Die Bühne und die technischen Möglichkeiten bei Live-Auftritten sind allerdings nur für den wirklichen Underground zu empfehlen.
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