Tankwart & Support

Karnevalsfreitag, 7. Februar 1997, Andernach (Jugendzentrum)

Vom Jugendzentrum Andernach weiß man ja, daß die Konzerte gegen zehn Uhr beendet sein müssen, wegen der Ruhebedürfnisse der Anwohner. Also machten wir uns so rechtzeitig auf den Weg, daß wir gegen sieben am Juz ankamen. Da gab es dann erstmal einen bleibenden Eindruck vom TANKWART-Publikum in Form von Whisky saufenden, etwa zwanzigjährigen Koblenzern, die man nur noch als peinlich bezeichnen kann. Und die man auch noch recht lange ertragen mußte, da der Einlaß erst um kurz vor acht losging. Das wiederum erwies sich jedoch nicht als Problem, da es sich bei der Vorband um irgendeine Eifelcombo handelte, die eigentlich nicht weiter der Rede wert war. Ein schon schwer mit dem Alkohol kämpfender Freak älteren Semesters (der während des TANKWART-Gigs auch mehr als einmal auf der Bühne lag) sagte mir zwar dreimal, wie die Band hieß, aber ich habe ihn nicht mehr so recht verstanden und emfand die Sache als nicht sooo wichtig, daß ich unbedingt nochmal hätte nachfragen müssen. Zumal dieser Freak auch nur den Basser näher kannte und zum Rest der Band nur meinte: "Die anderen sind eh alles Wichser". Naja, sei's drum. Die Musik? Alternative-beeinflußter Hard Rock, der nicht begeistern konnte. Der eine Gitarrist fiel mir eher noch unangenehm auf, da er sich besonders schön und toll vorzukommen schien und außerdem glaubte, bei etwa einem Quadratmeter Bewegungsfreiheit mit Sender auftreten zu müssen. Zusammenfassend wollen wir mal sagen, daß die Jungs wohl nicht der optimale Support für TANKWART waren.

Nach einer Viertelstunde Pause hatte sich der Laden dann immerhin mit etwa 120 Leuten gefüllt und war damit zu zwei Dritteln voll. Dadurch hatte man wenigstens Platz vor der Bühne, und der war auch bitter nötig bei dem, was sich in den folgenden hundert Minuten abspielen sollte. Zunächst mal kamen die vier Frankfurter in ihren Schlagerklamotten auf die Bühne, die auch auf dem Backcover der Scheibe abgebildet sind. Basser Frank Torwarth, vor einigen Jahren von Gerre noch als "der häßlichste Bassist der Welt" angekündigt, war mit der Brille, Perücke und den Shorts diesmal der Schönste von allen. Dann ging's auch schon mit "Schöne Maid" vom aktuellen Album "Himbeergeist zum Frühstück" los. Und sofort war klar, daß an diesem Karnevalsfreitag voll der Karneval angesagt war. Vor der Bühne wurde gepogt, was das Zeug hielt. Zum Leidwesen der beiden Rollstuhlfahrer in der ersten Reihe, von denen einer nach drei Songs die Segel strich und sich nach hinten verzog, nachdem oben erwähnter Freak zum fünften Mal über ihn gefallen war. Als zweites kam, ohne Pause und von Gerre mit dem Schwenken eines rot-gelb-roten Fähnchens eingeleitet, "Viva Espana". Und auch im weiteren Verlauf des Abends reihte sich ein Highlight an das andere. Die neue Scheibe wurde bis auf zwei, drei Stücke ganz gespielt, und auch der Erstling "Aufgetankt" kam nicht zu kurz. Der "Liebesspieler" wurde mit den Worten "Mit dem nächsten Lied sind DIE TOTEN HOSEN berühmt geworden, aber eigentlich stammt es von uns" eingeleitet, desweiteren wurden der "Sternenhimmel" und "Hurra, hurra, die Schule brennt" sowie noch einige andere geboten. Hierbei ließ es sich Gerre nicht nehmen, vor allem bei den Schlagern immer wieder darauf hinzuweisen, daß es sich bei allen Songs um eigene Stücke handelt; die Coverversionen, die gespielt wurden, waren "Alcohol", "Try Again", oder "Freibier". Die Forderung nach TANKARD-Stücken wurde von Gerre zunächst mit den Worten "TANKARD? Kennen wir nicht! Wir sind TANKWART aus Frankfurt" beantwortet, und das war für mich und auch noch einige andere voll okay, denn wir wollten nicht TANKARD sehen, sondern Spaß haben, ein wenig rumpogen, saufen und Karneval feiern. Und das ist uns auch gelungen. Daran konnten die gegen Ende des Sets gebotenen TANKARD-Klassix "Chemical Invasion", "Zombie Attack" (geil!!!) sowie das als Zugabe gespielte "Empty Tankard" auch nichts ändern. Eher im Gegenteil. Daß man auf neue TANKARD-Stücke vollkommen verzichtete, aber dennoch einige Klassiker spielte, war genau das, was ich mir wünschte, und dementsprechend gelungen war dieser Abend dann auch. Die Action vor der Bühne wirkte sich dann auch dahingehend aus, daß meinem Kumpel Eddie zwischenzeitlich der Kreislauf wegsackte (ja ja, das Alter) und ich anschließend naßgeschwitzt war. Nur bei einem Konzert in meinem Leben war ich anschließend noch nasser: bei ACCEPT 1986. Aber so muß ein gutes Konzert sein: Man ist anschließend total fertig, aber zufrieden. Das ist genau wie beim Sex.

Um zum Schluß zu kommen: gegen halb elf war der ganze Spaß dann endgültig vorbei. Ein gelungener Auftakt des rheinländischen Karneval-Wochenendes, den ich so schnell nicht vergesse. Hoffen wir, daß die TANKARD-Jungs weiter so Dinger auf Lager haben und auch nochmal als TANKWART durch die Lande ziehen. Denkt dran: es gibt noch jede Menge Schlager, die noch nicht verhartwurstet wurden.

Restless

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