Death & Benediction

Mittwoch, 22. Oktober 1998, Straßburg (Laiterie); Eintritt: 30,- DM; ca. 180 Besucher

Die Laiterie in Strassbourg ist echt klasse, von mir aus in gerade mal 45 Minuten zu erreichen und direkt an der Autobahnabfahrt gelegen, was will man mehr??

Die sehr freundlichen (ein herzliches "Bonsoir" an jeden Besucher), aber strikten Security-Leute der Laiterie schickten mich erst einmal zurück zu meinem Auto, da mein Schweizer Messer wohl doch zu gefährlich erschien.

Bei dem Plattenhändler im Innenraum entdeckte ich die METALLICA-Maxi-Box für 250 Mark, die mich bei einem Freund ganze 6 Mark gekostet hatte!!

Um 19.30 Uhr begannen BENEDICTION in der mäßig gefüllten Halle loszuknüppeln, das Publikum hielt sich jedoch sehr zurück und nur ein paar Durchgeknallte bewegten sich am Bühnenrand. Nachdem David Ingram wohl wieder fest zu BOLT THROWER zurückgekehrt ist, mußten sie sich innerhalb weniger Wochen einen Ersatzsänger suchen, der stimmlich eher an die alten UNLEASHED erinnerte, sich nicht bewegte und auch seine Tonlage nicht sonderlich variieren konnte. "Old School Death Metal" war sein Lieblingssatz und das traf den Nagel auf den Kopf. Der Basser ist etwa 4 Meter groß und doppelt so breit, mußte einen Reichsadler incl. Hakenkreuz am Gitarrengurt zur Schau stellen (Obwohl auf der Eintrittskarte steht "Das Mitbringen von Tieren, Nazis, Glasbehältern,... ist nicht gestattet"), aber war ansonsten richtig niedlich. Der eine Gitarrist spuckte sich ständig selbst auf den Kopf, während Axtmann Nummer 2 durch Unauffälligkeit glänzte. Faszinierend war der wohl noch ziemlich junge Drummer, der sich den Namen Bone noch mehr verdient hat als ich und durch atemberaubende Geschwindigkeit und Präzision überzeugte. BENEDICTION rotzten etwa 45 Minuten runter, um dann die Bühne für die Herren DEATH zu räumen. Wem BENEDICTION nicht so zusagt, der soll sich die "Transcend the Rubicon" auf LP holen und bei 45 Umdrehungen abspielen und schon hat man ein knallhartes Thrash-Album der Güteklasse A, welches leider halt etwas höhenlastig ist.

Dank der nicht vorhandenen Absperrungen standen wir direkt vor der Bühne, als nach einem zu langen Intro DEATH die Bühne enterten. Zu meinem Entsetzen kam mein Jugendidol Schuldiner in einem weinroten T-Shirt auf die Bühne, welches auch noch fein in seine Jeans gesteckt war, und seine komischen Bikerstiefel setzten dann dem ganzen noch die Krone auf. Und das war früher Mister Death Metal Nummer 1?

Und dann begann das fast neunzigminütige Set auch noch mit einem Song von der unsäglich nervigen "Individual Thought Patterns". Meine Frustration stieg von Lied zu Lied, der Sound war grottenschlecht, die Herren bewegten sich keinen Meter, das Schlagzeug-Solo war schnell und langweilig und es wurden nur Lieder ab "Human" gespielt. Lichtblicke waren "Inside Cristal Mountain", "Suicide Machine" und "Zero Tolerance", aber das Gefrickel der neuen Scheibe war live einfach ein Stimmungstöter, da zu viele Breaks gar nicht zum Bangen einluden. Schuldiner & Co legten ferner nach jedem Song zweiminütige Pausen ein, um entweder die Gitarren zu stimmen (ist ja noch verständlich beim God of Frickel) oder um sich einfach zu unterhalten. Die Ansagen ans Publikum beschränkten sich nur auf die Songtitel. Wo war "Leprosy"? Wo war "Pull The Plug"? Wo war "Spiritual Healing"?

Das Übel des Abends nahm seinen Lauf, als beim ersten Song ein Stagediver die Bühne betrat (woraufhin Chuck Schuldiner sehr böse schaute). Es erschien ein riesiger Psychopath im roten DEATH-Shirt, der nur in die Klapse gehört. Der zweite Diver wurde beim Betreten der Bühne in die Menge zurückgeworfen. Als dann ein Mädel auf die Bühne wollte, wurde sie von diesem Vollidioten rückwärts in die Menge gestoßen, blieb an der Monitorbox hängen und schlug mit dem Kopf auf den Betonboden. Das Riesenfickmaul entschuldigte sich zwar bei ihr, ging jedoch auch weiterhin mit solcher Brutalität gegen jeden vor, der entweder auf der Menge surfte oder den Bühnenrand berührte, so daß er zur Hauptattraktion des Konzertes wurde. Es ist mir gelungen, ihm mindestens fünfmal in seine Schlägerfresse zu rotzen und so machten es auch viele andere. Ausgestreckte Mittelfinger beantwortete er mit der Androhung von Schlägen und Leuten, die immer wieder versuchten, auf die Bühne zu kommen, schlug er auch schon mal ins Gesicht. Als er dann seinen Arm mal zu weit ins Publikum streckte, prasselten Schläge und Rotze darauf nieder.

Nach der Aktion mit dem Mädel redete Schuldiner mit ihm, woraufhin ein Pfeifkonzert losging, geändert hatte sich jedoch nichts. Absoluter Höhepunkt war dann, als ein Metaller surfte, während der andere unbeobachtet diven konnte und die zwei dieses Spiel alle zwei Minuten wiederholten. Daraufhin setzte er sich dann einfach vor Schuldiners Monitorboxen und nahm so mindestens zehn Leuten die Sicht auf die Bühne. Die Aufforderung, sich wieder an den Bühnenrand zu verpissen, wurde mit Faustschlägen geahndet. Als der rote Bastard am Konzertende als letzter die Bühne verließ, wurde er noch einmal in Speichel und Bier gebadet. Allein wegen diesem Wichser werde ich mir DEATH nicht mehr anschauen, denn so etwas darf nicht passieren. Abschließend kann gesagt werden, daß für mich nach MAIDEN ein weiteres Metalidol gestorben ist und der Abend nur verloren war. PULL THE PLUG!!

Bone

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