Iron Maiden, Helloween & Dirty Deeds

Sonntag, 10. Mai 1998, Düsseldorf (Philipshalle)

Nach einer langen Durststrecke konnte ich mir heute mal wieder ein ordentlich großes Konzert antun. Die eisernen Jungfrauen in der Philipshalle, das ist doch was! Dabei bin ich eher unfreiwillig hierzu gekommen: Meine Herzallerliebste hat die Karte zum Geburtstag (dem heutigen 10. Mai) geschenkt bekommen, und da blieb mir ja gar nix anderes übrig, als mir auch rechtzeitig eine zu sichern und mitzufahren. Nun hatte dieser Geburtstag natürlich noch andere Auswirkungen, da man den gestrigen Samstag ausgiebig zum Reinfeiern genutzt hatte. Im Klartext: Die meisten wünschten sich sehnlichst ein Bett herbei - was aber letztendlich niemanden davon abhielt, schon bei der Abfahrt in Bonn um 18:00 wieder mit dem Saufen anzufangen (Jawohl, wir vom ForeverFree verherrlichen Alkoholkonsum und -mißbrauch). Eine kleine Anekdote am Rande: Es fuhren doch tatsächlich heute 2 (!) Busse vom selben Ort und kurz nacheinander zum Konzert, aber beide nur halbvoll. Grund: Der Hard-Rock-Club Bonn und die aus einigen ehemaligen Mitgliedern des HRC hervorgegangenen Hard'n'Heavies Rhein-Sieg haben jeder einen eigenen Bus gechartert. Was sie sich dabei wohl gedacht haben ...?

Die Philipshalle war deutlich nicht ausverkauft, dennoch war es etwas schwierig, mit dem Bus einen Parkplatz zu finden. Nicht unser Problem, also ab zur Halle. Auffällig zum Ersten: Die Fans stellten sich in Schlangen vor den einzelnen Türen an, und nicht auf einem Haufen, wie normalerweise bei Metal-Konzerten üblich. Auffällig zum Zweiten: Die professionelle Security am Eingang. Endlich mal kompetente Leute und nicht so bodygebuildete Wichtigtuer, wie man sie in der Kölner Live Music Hall des öfteren antrifft. Auffällig zum Dritten: Die Sonne schien und es war warm. Deutschland, du erstaunst mich immer wieder ...

Kommen wir zum Wesentlichen: Der Musik und der Show. Mit Letzterem konnte der Opener, DIRTY DEEDS, nicht so aufwarten. Dennoch ist die Bühne der Philipshalle groß genug, um auch noch einem dritten Schlagzeug und den Musikern Platz zu bieten. Dieser wurde von den Jungs auch weidlich genutzt. Ordentlicher Heavy Metal wurde dazu geboten, der aber wohl in erster Linie den Zweck der Einstimmung erfüllte, da er nicht übermäßig spektakulär oder eigenständig klang. Dennoch: Die Spiellaune kam rüber, die Band verkaufte sich gut, und erntete dafür auch hochverdienten Applaus.

In der ersten Umbaupause machte sich dann der meiner Meinung nach einzige Nachteil der Halle bemerkbar, den aber fast alle Hallen haben: die hohen Bierpreise. Mal eben acht Pils geordert, 40 Mark hingelegt und in einigen Bechern mehr Schaum als Bier. Aber ansonsten kann man gar nicht genug lobende Worte für diesen Veranstaltungsort finden: genug Klos, genug Theken, in der Umbaupause geht das Hallenlicht an, so daß man seine Kumpels auch wiederfindet, ...

HELLOWEEN hatte ich bis dato zwei Mal gesehen. Beides ist mittlerweile elf Jahre her, seitdem haben die Kürbisköpfe etliche langweilige Platten produziert und einige Line-Up-Wechsel hinter sich. Sorry Jungs, aber die Frische von damals ist weg! Positiv ist (aus meiner Sicht) zumindest anzumerken, daß man den Set mit "Eagle Fly Free" eröffnete, dem Opener und besten Track der "Keeper ... part II"-Scheibe. Mit dem folgenden "Dr. Stein" warf man zwar einen weiteren alten Track unters Volk, der aber seinerzeit bereits die Kinder-HM-Phase dieser Band einläutete. Weiter ging's mit einigen neuren Sachen, darunter auch Songs wie "Push" vom aktuellen Machwerk "Better Than Raw", die mich persönlich aber nicht begeistern konnten. Natürlich trug auch die Bewegungsfaulheit des Sängers nicht zu einer besseren Bewertung des Auftritts bei. Selbst der Abschlußtrack "How Many Tears" war kein Vergleich zu der Art und Weise, wie GAMMARAY die alten HELLOWEEN-Klassiker auf der letztjährigen Tour gespielt haben. Etlichen Leuten in der Halle schien die Sache jedoch gefallen zu haben, und für Fans der neuen HELLOWEEN mag's okay gewesen sein, aber ich habe mit den Hamburgern endgültig abgeschlossen.

Auch der Topact des Abends hat ja kürzlich einen Wandel durchgemacht, so daß die Bezeichnung neue IRON MAIDEN auch ihre Berechtigung hat. Hier ist es allerdings vor allem eine Frage des Gesangs. Blaze klingt total anders als Bruce, und daher können manche alte Fans vielleicht nix mehr mit den neuen Sachen anfangen. Hinzu kommt, daß - meiner Meinung nach - aber auch das Songwriting etwas nachgelassen hat. Dennoch stellten - wie nicht anders zu erwarten - die neuen Songs den Löwenanteil der Setlist, ergänzt durch Sachen der DiAnno-Phase (kommt von der Stimme ja eher hin) und ein paar Klassikern der Dickinson-Ära. "Murders In The Rue Morgue", "Hallowed Be Thy Name", "Two Minutes to Midnight", "The Evil That Men Do", "Fear Of The Dark" mußten da für die alten MAIDEN-Fans während des regulären Sets schon fast reichen, den - wie immer - "Iron Maiden" beendete. Danach wurde eifrig Zugabe gebrüllt, ungeachtet der Tatsache, daß es zu laut war (zumindest im vorderen Teil der Halle), und daß die Show des neuen MAIDEN-Frontmanns einfach lächerlich war. Entweder hielt er sich mit beiden Händen das Mikro vor die Nase, oder er ahmte die Gestik von Bruce in dessen besten Zeiten nach. Die Bühnenarbeit der andern Musiker sowie die Bühne selbst gingen allerdings voll in Ordnung, wenngleich letztere es nicht mit den Aufbauten aus den Achtzigern aufnehmen konnte. Als kleiner Gag kam zwischenzeitlich auch noch Eddie auf die Bühne, etwa drei Meter groß und wohl auf Gitarristenjagd.

Als Zugaben dann "Number Of The Beast", bei dem ich das Gefühl hatte, daß die Fans das Intro nicht mehr so begeistert mitsprechen wie früher, einige neue Songs, und natürlich "Sanctuary", mit dem obligatorischen Publikum-Mitmach-Part, dann war Schluß.

Fazit: Nicht schlecht, aber auch nicht berauschend. Ein solides Konzert für solide gewordene Altfreaks oder neue Fans.

Restless

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