Samstag, 21. November 1998, Böblingen (Sporthalle)
Sprudel statt Bier, eine gestürmte Garderobe und ein schmerzendes Kreuz war meine Bilanz des Abends.
Die Kassiererin hat es mit unseren Backstage-Karten verbockt, weshalb dann auf der Rückfahrt noch recht miese Stimmung wegen der verpassten After-Show-Party aufkam.
SYSTEM OF A DOWN spielen brachialen, abgedrehten Hardcore, der Sänger sieht aus wie Les Claypole von PRIMUS und sie haben es drauf, vor SLAYER zu spielen. Als die Menge nämlich mit "Slayer"-Rufen statt Applaus antwortete, feuerte der Sänger sie noch mehr zum Brüllen an, sprang auf der Bühne rum und rotzte die nächste Nummer ins Publikum. Eine interessante Performance.
SEPULTURA waren klar die Verlierer des Abends, "Arise" mit nur einer Gitarre klingt einfach scheiße, egal ob sie es zu einem "Dead Embryonic Cells"-Medley verarbeiten oder nicht. Der neue Fronter ist nicht schlecht, aber das neue Material und auch das von "Roots" kam lang nicht so gut an wie die alten Klassiker (zusätzlich zu den oben erwähnten auch noch "Troops of Doom", "Beneath the Remains" und "My Inner Self"). Sorry Jungs, aber auch ein paar Gasttrommler machen euch nicht mehr zu den Göttern des Urwaldrocks.
Bei SLAYER kam dann doch etwas mehr Stimmung auf, der Psychopathenanteil im Publikum (Nazi-Hosenträger, tätowierte Wikingerschläger, besoffene Punks,...) erhöhte sich um ein beträchtliches und die Sanis mußten viele Platzwunden behandeln. Die Bay Area Helden rockten, spielten alle Lieder, die man erwartet hätte, sogar "Gemini", dafür keine der HC-Covers, und fanden sogar noch Zeit, neuere Tracks ins Set einzubauen. SLAYER sind eine Macht, aber die langen Pausen zwischen den Liedern waren doch recht unnötig (Sauerstoffduschen??).
Zum Schluß verteilten sie von der riesigen Bühne (mit "Seasons in the Abyss" - Bühnenbild!!!!) etwa 150 Pleks und 20 Paar Sticks, so daß es recht schwer war, kein Souvenir mit heimzunehmen. Trotzdem mußten sich zwei Jungs um eine Sprudelflasche von Herrn Araya prügeln!!
Die Organisation war recht mies: kein Bier mehr in der Pause, weshalb einige sich die Getränke "ausliehen", nur drei Mädels an der Garderobe, weshalb dann die Leute sich ihr Zeug in Eigeninitiative holten und - ohne politischen Hintergedanken - viel Personal, das der deutschen Sprache nur leidlich mächtig war, weshalb es immer wieder zu Mißverständnissen kam.
© 1998-2007 ForeverFree. Alle Rechte vorbehalten. |