Impressionen vom W:O:A, 2. - 4. August 2001 |
Vier Jahre nach meinem ersten Wacken-Besuch, nach dem ich diesem Festival mit dem Gedanken "So geil wie damals kann es eigentlich gar nicht mehr werden" abgeschworen hatte, bin ich nun doch nochmal hingefahren. Und wieder war es geil. Und diesmal ist für mich klar, das ich wiederkomme. Der folgenden Eindrücke sind aus meiner perönlichen, teilweise durch berauschende Getränke leicht getrübten Sicht geschrieben und enthalten daher Lücken und vielleicht Ungenauigkeiten. Außerdem konnte ich mir natürlich nicht alle Bands anschauen - dafür halte ich einige Anekdoten für bemerkenswert, die jemandem, der die Hard'n'Heavys nicht kennt, vielleicht am Allerwertesten vorbeigehen, aber für mich gehören diese dann genauso dazu wie die Musik.
Die Hard'n Heavys Rhein-Sieg hatten also einen Bus gechartert. Mit Klo (Gut!), aber auch Raucherlaubnis (Shit! - zerstört eure Gesundheit, wenn ihr wollt, aber nicht meine!). Nun gut, es sollte aufgrund zügellosen Alkoholmißbrauchs sowieso eines meiner ungesündesten Wochenenden das Jahres werden.
Abfahrt war Donnerstag abend in Bonn. Nach der ersten Hektik (Bus zum Treffpunkt verpaßt und dann ein Taxi genommen) verlief das Einladen von Gepäck und Leuten relativ problemlos. Okay, die üblichen organisatorischen Mängel ("Hast du auch Verpflegung bezahlt?" - "Ja klar!" - "Wo ist dann die Karte?" - "Keine Ahnung, das hier ist alles, was ich gerade von euch bekommen habe." und so weiter) traten auf, wurden aber recht schnell geklärt. Vielleicht sollten die Hard'n'Heavys nächstes Jahr nur noch Tickets inklusive Vollverpflegung anbieten, da außer sieben Leuten eh alle das "all inclusive"-Ticket geordert hatten. Nach der kurzen Fahrt zum Treffpunkt Nummer zwei in Troisdorf wurde das Bier eingeladen. Die etwa zehn Paletten hielten dann auch bis Wacken und waren nicht in Leverkusen schon alle, wie von einigen befürchtet. Der Rest der insgesamt etwa 1000 Dosen blieb in Schumis Transporter, zusammen mit Tischen, Bänken, Generator, Musikanlage (einen Ghettoblaster gab es im Bus natürlich auch), Grill, Lebensmitteln und so weiter - und Schumi, der diesen Transporter nach Wacken fahren mußte, hatte halt die Arschkarte, während sich der Rest der Truppe im Bus die Kante gab.
Nach einer kurzweiligen Fahrt mit mehreren Pausen - der letzten davon in Itzehoe an der Tanke mit dem Sektfrühstück - trafen wir am frühen Vormittag am Festivalgelände ein. Hier hieß es aussteigen und den persönlichen Krempel zum Zeltplatz tragen, da Reisebusse nicht aufs Gelände gelassen wurden. Wenigstens durfte Schumi mit dem Transporter rein, so dass Grill, Verpflegung, Bier und Musik ohne Probleme zum Zeltplatz kamen. Wenn mein Orientierungssinn mich nicht trügt, landete unser Lager letztendlich in der nordwestlichen Ecke von Area A, die damit wohl nur zum Teil von Tagesgästen belegt wurde. In dieser Ecke gab es eine Gruppe von Büschen, die für das "kleine Geschäft" sehr geeignet war, sowie etwa 300 Meter weg auch eine Gruppe von gar nicht mal übermäßig zugeschissenen Dixies. Diese wurde aber im Laufe des Freitags "zugezeltet", so dass der Weg dorthin in der Nacht einem Spießrutenlauf über Zeltschnüre und um Autos herum gleichkam. Dennoch: Sie waren - wie in allen Campingzonen - vorhanden und auf dem Plan (im Internet und im Programmheft) auch eingezeichnet.
Interessanterweise war das Zelt von Elke und mir das am perfektesten aufgebaute, trotz unseres kleinen Disputs darüber, ob es möglich sei, mit den Zeltstangen beim Aufbau jemanden zu verletzen (Ich meinte "Nein", sie meinte "Ja" - zumindest bei der Art und Weise, wie ich in meinem momentanen Zustand diese Zeltstangen zu handhaben versuchte ...). Reni und Eddie haben genau das gleiche Zelt (auch vom Aldi), ihres sah aber so aus, als sei es nur halb fertig. Die allgemein anerkannte Theorie über diesen Unterschied war "Reni peilt's nicht, und Eddie isses egal." Wie dem auch sei, bei dem starken Wind, der im weiteren Verlauf des Tages das Gelände heimsuchte, gaben noch mehrere andere Zelte den Geist auf.
Von unserem Lager aus war der Weg zum Festivalgelände noch relativ kurz, und die erste Band, die ich mir anschaute, waren die Griechen von NIGHTFALL. Leider kenne ich nur ihr "Lesbian Show"-Album, aus dem einige Stücke während des 45-minütigen Sets zum Besten gegeben wurden, unter ihnen auch der Titeltrack. Die Reaktionen auf den manchmal atmosphärischen, manchmal experimentellen Metal waren zwar nicht euphorisch, dennoch schienen einige Leute mit dem Songmaterial vertraut zu sein. Etwas problematisch war der Sound, was aber wohl etwa 60 Prozent aller Bands an diesem Wochenende so ging. Speziell denen auf der Party-Stage, da die Anordnung der Bühnen nicht gerade als optimal bezeichnet werden kann.
Nach einer einstündigen Pause, bei der ich keine Ahnung habe, wie ich sie verbracht habe, zog es mich gegen ein Uhr zur Hauptbühne, wo LACUNA COIL auftraten. Deren Sängerin soll angeblich gut aussehen. In der etwa 150. Reihe ist das allerdings vollkommen egal, weil man eh nicht viel sieht (selbst, wenn man nüchtern wäre), und für den Weg weiter nach vorne fehlte mir nicht nur die Motivation, sondern auch die Koordination. Und auch die Mucke der Band bietet - zumindest aus meiner Sicht - keine Erklärung für ihre Popularität. Reichlich gelangweilt gönnte ich mir das vermutlich vierzigste Bier seit der Abfahrt aus Bonn und wartete auf die nächste Combo.
"Geh zu HOLY MOSES" lautet die Kultstatus besitzende Dialogzeile aus der Tatort-Folge, deren Titel ich vergessen habe, und dieser Dialog hielt denn auch als Intro her für eine der positiven Überraschungen des Festivals: HOLY MOSES sind zurück! Die dreiviertelstündige Performance ließ keinen Hinweis darauf zu, dass HOLY MOSES jemals auch langsame Songs geschrieben haben. Von der ersten bis zur letzten Minute gab es das volle Brett, wobei alle drei Alben der Achtziger ("Queen Of Siam", "Finished With The Dogs" und "The New Machine Of Liechtenstein") zu ihrem Recht kamen, neben den Cover "Too Drunk To Fuck". Die Zugabe "Near Dark" beendete einen gelungen Auftritt, bei dem nicht wenige Leute daran zweifelten, es wirklich mit einer weiblichen Stimme zu tun zu haben. Ich persönlich hätte mir noch den Song "Roadcrew" gewünscht, aber was soll's.
Nach HOLY MOSES war für mich auch der erste Teil des Wacken-Erlebnisses beendet. Um dem völligen Verlust der Muttersprache oder anderen physiologischen Ausfallerscheinungen vorzubeugen, zog ich mich danach ins Zelt zurück - eine Entscheidung, die sich nach Berichten anderer vom NAPALM DEATH-Auftritt (schlechter Sound) als richtig erwies.
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