Mit den Hard'n'Heavys in Wacken
Wacken-Kuh

Impressionen vom W:O:A, 2. - 4. August 2001

Wacken-Kuh
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Teil 4: Let the hammer fall

Mit einsetzender Dämmerung ging es um kurz nach neun zurück zum Gelände. Am Einlaß warteten wir etwa zehn Minuten, sonst waren es immer weniger, daher hier nochmal ein Lob an die Veranstalter und Security. Tadel dagegen mal wieder für die Klosituation: Elke mußte aufs Klo, was für uns zwanzig Minuten Wartezeit bedeutete, in denen NIGHTWISH schon die ersten Songs spielten. Wie kann man denn annehmen, dass 15-20 Dixies (wenn es innerhalb des Festivalgeländes denn überhaupt mal soviel waren) für diese Massen ausreichen würden? Das Schlimmste aber war, dass während dieser 20 Minuten sich auch noch ein Typ zu uns setzte, der offenbar beschlossen hatte, uns sinnlos auf die Nerven zu fallen. Mann, waren wir froh, als Elke mit ihrem Geschäft fertig war.

Aber auch bei NIGHTWISH war nicht alles perfekt. Ich denke, sie sind einfach zu bekannt mittlerweile, so dass jeder glaubte, vorne stehen zu müssen. Entsprechendes Gedränge herrschte dann auch in den vorderen Reihen. Gedränge muss übrigens auch im Fotograben geherrscht haben, bei der Anzahl an Fotografen, die während unserer Wartezeit da raus kam. Vermutlich wurden die in Schichten da durch geschleust, so nach dem Motto "Jeder nur ein Kreuz ... äh, Song." Zurück zu NIGHTWISH: Die Songauswahl war okay, mit Klassikern a la "Sacrament Of Wilderness" oder "Kinslayer", neben dem neuen "Over The Hills And Far Away" (GARY MOORE-Cover) oder eher unerwarteten Tracks wie "Elvenpath" oder "Sleeping Sun" (meiner Meinung nach eine der besten Balladen der letzten Jahre überhaupt). Aber der Sound war mal wieder bescheiden, wobei es wahrscheinlich auch für den Mixer nicht ganz einfach ist, Tarjas Stimme ordentlich abzumischen, wenn die Bässe so dröhnen. Was ich aber nun überhaupt nicht kapiert habe, war, wieso man "Walking In The Air" als letzten Track vom Band laufen ließ. Ich meine, wenn ich die CD hören will, kann ich das auch zuhause, und auf einem Festival will ich die Band spielen sehen (welche bei diesem Track nämlich schon von der Bühne verschwunden war). Und bei einem NIGHTWISH-Konzert - das kommt erschwerend hinzu - will ich natürlich vor allem Tarjas Dekolleté sehen ... ;-)

Wie dem auch sei: Überzeugt war ich diesmal nicht von NIGHTWISH, also wollten wir mal schauen, ob die True Metal-Poser von HAMMERFALL überzeugen können. Und um die Antwort vorwegzunehmen: Ja, sie konnten. Die Bühnenaufbauten waren mehr oder weniger identisch mit ihrer letzten Headlinertour durch deutsche Lande im Januar, mit der im Zentrum der Bühne positionierten Zugbrücke. Die Setlist war natürlich im Vergleich zum Januar deutlich gekürzt, wobei aber HAMMERFALL das Kunststück fertigbrachten, die wirklich besten Stücke rauszusuchen (was aber erfreulicherweise den meisten Bands des Festivals gelang). Nach dem Opener "Templars Of Steel" vom aktuellen Longplayer folgten sowohl alte Klassiker ("Steel Meets Steel") als auch gute Songs der Nachfolgealben (etwa "Let The Hammer Fall"). "Hammerfall" gab's mal wieder - wie sollte es anders sein - im Zugabenteil. Im Großen und Ganzen war die Setlist also relativ überraschungsarm, dafür aber gewohnt hochklassig. Die Show lies auch keine Wünsche offen (zumindest für die Leute, die mit ihrem Schwert ins Bett gehen ...), und auch der Sound war ansprechend. Well done!

MOTÖRHEAD live: He's a bomber! Nun war es auch schon bald Mitternacht, und mit Sirenengeheul stiegen auf der anderen Hauptbühne Lemmy und seine Kumpane auf die Bretter. Es war recht voll geworden im vorderen Teil, aber da MOTÖRHEAD sich erwartungsgemäß als lauteste Band des Festivals entpuppten, suchten bereits nach wenigen Minuten einige zarter besaitete Gesellen das Weite. Vermutlich hörte man jetzt auch vor der Party-Stage vor allem MOTÖRHEAD, was aber einige Witzbolde (mich eingeschlossen ...) nicht davon abhielt, ständig "Lauter!" zu brüllen. Wem nach MOTÖRHEAD die Ohren nicht wackeln, der hat sowieso irgendetwas falsch gemacht. Dennoch war der Sound nicht so schlecht, wie es die Lautstärke hätte vermuten lassen.
Die Songauswahl bot einen interessanten Querschnitt aus den letzten zwanzig Jahren der Band, angefangen von "We Are Motörhead" über "Killed By Death" und "Orgasmatron" bis zu "Bomber", bei dem die Lichttraverse in Form eines stilisierten Kampfbombers aus dem ersten Weltkrieg das erste Mal auf sich aufmerksam machte. Dieses Gimmick entpuppte sich als optischer Leckerbissen der Lightshow, was ganz gut war, da aufgrund der Enge ansonsten nicht übermäßig viel von den Musikern (die auch zeitweise einfach im Dunkeln standen) zu sehen war. Etwas nervig waren manchmal die Ansagen, bei denen man des öfteren das Gefühl hatte, dass sich Lemmy und seine Mitstreiter gegenseitig ins Wort fielen (und die man darüberhinaus in den seltensten Fällen verstand). Und auch hier gab es wieder irgendeine überflüssige Heiratszeremonie am Rand der Bühne. Doch zurück zur Musik, die sich nach etwa 75 Minuten dem Ende näherte - jedoch nicht ohne die obligatorischen Zugaben "Ace Of Spades" (Oh Mann, mir tat der Nacken eigentlich schon vorher weh) und "Overkill", bei dem die Band (wie gewohnt) nach dem jeweils vermeintlichen Ende des Songs dreimal neu ansetze und so das Ende weiter hinauszögerte (und vermutlich das Ende meines Nackens beschleunigte ...). Der übliche fulminante Abgang also.

Und auch SODOM ließen sich danach nicht lumpen. Zwar waren sie ein gutes Stück leiser, aber die Songauswahl und auch die Lightshow gehörten zum Feinsten, was man von dem Ruhrpott-Haufen erwarten kann. Neben "The Saw Is The Law", "Die stumme Ursel" und "Ausgebombt" fiel vor allem "Agent Orange" durch den orangefarbenen Rauch auf, der von der Bühne aufstieg und dann über das Festival waberte. Nach einigen weiteren, darunter auch älteren ("Blasphemer", "Outbreak Of Evil") Songs kam das große Finale bei der Zugabe in dem ordentlich von Pyrotechnik unterstützten "Bombenhagel". Zwischendurch gab Tom Angelripper noch einige Beispiele seines Humors zum Besten, etwa, als einige Klänge von der Party-Stage herüber wehten ("Wat is dat denn? Wer spielt denn da jetzt noch?"). Er ist und bleibt halt ein Original, der gute Onkel Tom.

Satan lebt. Und seine Nase ist eine Plastikgabel! Danach war endgültig Schluss, und nach ein paar Dankesworten der Wacken-Organisatoren bewegte sich der ganze Troß Richtung Ausgang. Und dann ... ja, dann ging die Party im Lager der Hard'n'Heavys richtig los. Mit einer Lautstärke, bei der sowieso niemand pennen konnte, wurde bis morgens um acht der Platz beschallt. Dabei wurden noch etliche Dosen Bier gesoffen und etliche Büsche vernichtet (Überdüngung durch Anpissen). Im Morgengrauen schauten auch noch einige Gäste vorbei ("Es sah so aus, als ob hier noch was los ist ..."), und den Vogel schoss unser Oma aus Brühl ab, der ein aus Bierbüchsen gebautes umgedrehtes Kreuz mit Klebeband am Kopf befestigt hatte und damit rumrannte. Alle anderen, die noch wach waren, brachen dabei natürlich vor Lachen zusammen.

Im Morgengrauen immer noch am Feiern: Hard'n'Heavys Irgendwann fiel die Musik aus, und Schwazze, der Präsi, nutzte die Gelegenheit, um den Strom abzuschalten und damit vermutlich einige hundert Heavies von ihren Qualen zu erlösen, welche jetzt endlich schlafen konnten. Interessant war, dass einige der umliegenden Gruppen schon im Morgengrauen ihre Zelte abgebrochen und die Heimreise angetreten hatten. Ob da ein Zusammenhang mit unserer Platzbeschallung besteht?

Auch bei der Heimfahrt ereignete sich noch die ein oder andere Schote. Zunächst mal die verspätete Abreise: Zwar ließ das Jungvolk sein Zelt zurück (welches seit Freitag nacht ja eh nur notdürftig vor dem Einsturz bewahrt wurde), aber dennoch dauerte es seine Zeit, bis alles gepackt war, zumal während des Aufräumens auch noch ein heftiger Regen einsetzte, von dem wir ansonsten das Wochenende über verschont geblieben waren. Dann kam der Stau (Tipp für's nächste Jahr: westlich aus Wacken raus und dann im großen Bogen im Itzehoe rum, bevor man auf die Autobahn fährt), und als wir uns wieder auf einer Raststätte trafen, um das Bier umzuladen, purzelten auch schon etliche Dosen auf die Straße, kaum dass die Heckklappe des Transporters offen war.

Wacken 2001: Gruppenfoto mit Bus Als Eddie auf dem späteren Heimweg mit dem Ruf "Bescheid!" über die Existenz eines brennenden Joints im hinteren Teil des Busses informiert wurde, und auf die Aufforderung, nach hinten zu kommen, mit der Frage "Wieso muss ich dazu nach hinten kommen?" reagierte, hatte Reni auch noch die Lacher auf ihrer Seite, als sie darauf die trockene und einzig richtige Antwort gab: "Weil da hinten Bescheid ist, Junge!"
Etwas weniger lachhaft fanden viele die Tatsache, dass einer auf dem Klo eingepennt war, welches dadurch ewig lang besetzt war, bis etliche Leute mit mächtig Druck auf der Blase im Gang rumstanden. Und letztendlich war das Klo eh kurz vorm Überlaufen, lange bevor wir zuhause waren, und wurde daher dichtgemacht. Vielleicht war das auch der Grund, dass eine Palette Kölsch überblieb (weil die Leute sich dann mit dem Saufen zurückhielten), welche wir den Pennern spendeten, die hin und wieder am Parkplatz des Bonner Sportpark Nord rumlaufen. Danach ging's heimwärts, zum Duschen fehlte die Kraft, und ich glaube, ich war schon eingepennt, noch bevor mein Oberkörper das Bettlaken berührte ...

Fazit: Ein rundum gelungenes Wochenende. Mein Dank geht an die Wacken-Organisatoren (mit Ausnahme der im Text erwähnten Mängel), natürlich an die Hard'n'Heavys (wegen der Organisation dieser Fahrt), an den Busfahrer, der trotz aller Widrigkeiten relativ cool blieb ("Wat is denn da hinten los?" - "Da iss nur einer auf'm Klo eingepennt." - "Ach so ...") und für unsere Bedürfnisse Verständnis zeigte ("Wat wollt ihr denn mit so viel Bier?"), und an alle, die mit waren, für die geile Party. Für mich ist klar: Nächstes Jahr bin ich auch wieder dabei!

Restless

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Man möge mir die geringe Anzahl eigener Fotos verzeihen, welche sich dadurch erklären läßt, dass ich einen nicht unbeträchtlichen Teil des Wochenendes einfach nicht in der Lage war, meinen Fotoapparat zu bedienen ... feinmotorische Störungen, gewissermaßen. Dafür findet ihr aber eine ganze Reihe "aussagekräftiger" Bilder auf der Homepage der Hard'n'Heavys.

Weitere Berichte über das Wacken Open-Air 2001 findet ihr unter den folgenden Adressen:

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